Wanderung zu den Pinnacles – Hochleistungssport im Regenwald

Auf die Wanderung zu den Pinnacles freuten wir uns sehr, diese Tour hatten wir schon, bevor wir nach Mulu geflogen sind, übers Internet bei der Parkverwaltung des Nationalparks gebucht. Und wie sich herausstellte hatten wir damit ziemlich Glück. Wir trafen andere, die auch gerne diese Tour gemacht hätten, jedoch waren die nächsten beiden Wochen voll ausgebucht. Die Tour ging drei Tage und zwei Nächte lang, die Übernachtung ist dann im sogenannten Camp 5 im Regenwald. Da wir über die Parkverwaltung gebucht haben und nicht über eine teurere Agentur, mussten wir uns für die drei Tage selber verpflegen. Wir hatten schon vorher in Kota Kinabalu Müsliriegel, Instantnudeln und Nüsse gekauft. Wir wussten ja nicht, ob man in Mulu auch etwas für diesen Trip einkaufen kann. Unseren Proviant für die drei Tage habe ich mal mit einem Foto festgehalten.

Wir starteten morgens gegen 10 Uhr am Bootssteg hinter der Parkverwaltung. Bevor unsere Tour richtig begann, machten wir noch die Höhlenbesichtigung der Wind- und Clearwater-Höhle und wir besuchten das Dorf der Einwohner von Mulu, die hier Armbänder und Blasrohrpfeile verkauften. Beide Stationen lagen auf unserem Weg zum Startpunkt unserer Drei-Tages-Wanderung.

Die beiden Höhlen waren sehr beeindruckend. Jede Höhle hier in Mulu hat ihre Besonderheiten und unterscheidet sich von den anderen. Wir sahen wieder wunderschöne Tropfsteinformationen und die Kraft des Wassers, wie es über Jahrhunderte eine Höhle formt.

Nach der Besichtigung der Höhlen wurde die Gruppe geteilt in die Pinnacles-Eroberer und die restlichen Mulu-Touristen. 😉 Unsere Gruppe bestand dann aus sechs Personen: zwei Franzosen, ein spanisches Päärchen und Joachim und ich. Wir wurden weiter flussaufwärts gefahren und an dem Startpunkt unserer Wanderung rausgelassen mit den Worten, dass unser Guide uns im Camp 5 erwarten würde.

So standen wir jetzt also zu sechst im Regenwald und konnten alleine durch die Natur wandern. Der Weg war zirka 9 km lang und führte weiter flussaufwärts. Da es die Tage vorher stark geregnet hatte (wir waren ja auch im Regenwald), mussten wir teilweise an schlammigen Stellen oder über kleine Nebenflüsse unseren Weg erklettern um nicht komplett nasse Schuhe zu bekommen, aber an sich war der Weg sehr gut zu gehen. Ab und zu wurden wir durch Blutegel aufgehalten, wenn man sie schnell genug entdeckt, haben sie sich noch nicht festgesaugt. Für mich waren es die ersten Blutegel, die ich gesehen hab. Ich hätte nicht gedacht, dass das so kleine Würmchen sind. Sie werden erst später dick, wenn sie vollgesaugt mit Blut sind.

Im Camp 5 angekommen begrüßte uns unser Guide Tadem und führte uns kurz herum. Ich war positiv überrascht, das Camp 5 war besser ausgestattet als ich dachte, es gab normale Toiletten und sogar Duschen. Außerdem eine Küche, wo wir unser Essen zubereiten konnten. Das Trinkwasser kam aus dem Fluss, es wurde abgekocht und in zwei Behältern für die Wanderer bereitgestellt. Im Schlafsaal lagen Matten auf Planken, in unserem Schlafsaal konnten 12 Personen schlafen. Wir mieteten ein Moskitonetz, da der Raum offen war, es gab zwar ein Dach und Wände, die waren aber nicht bis oben hochgezogen. So schlief man quasi direkt in der frischen Regenwaldluft. Das Moskitonetz war aber nicht nur zum Schutz vor den Mücken, denn bei Tag flogen hier sehr viele Hornissen.

Abends bekamen wir dann von Tadem eine Einführung in den uns bevorstehenden Tag und den Zeitplan, den es für uns einzuhalten gab. Der Weg zu den Pinnacles war nur eine Strecke von 2,4 km jedoch ein Höhenunterschied von 1200 Metern! Der Weg hoch war eingeteilt in Abschnitte, wenn man in einer vorgegeben Zeit die einzelnen Passagen nicht bewältigt hat, dann musste man umkehren. Der straffe Zeitplan war auch damit begründet, dass es gegen Nachmittag hier immer regnete und dann das Klettern auf den Steinen eine sehr rutschige und auch gefährliche Angelegenheit werden konnte. Tadem erzählte uns, dass viele Leute auch nach weniger als der Hälfte des Weges umkehren würden, denn man muss sich immer vor Augen halten, dass der Weg runter noch anstrengender sein würde als der Weg hoch. Bei den Ausführungen kamen mir schon leichte Zweifel, ob ich dem Aufstieg gewachsen sein würde.

Wir gingen dann früh schlafen, da es am nächsten Morgen um 6:30 losgehen würde. Wir lagen unter unserem Moskitonetz und lauschten dem Regenwald als über uns ein paar Glühwürmchen leuchteten. 🙂

Am nächsten Morgen standen wir um 5:30 auf und stärkten uns mit Haferflockenbrei mit Rosinen. Als ich meine Wanderschuhe anziehen wollte, sah ich, dass im Schuh ein hungriger Blutegel auf mich wartete. Gut, dass ich immer meine Schuhe auf mögliche Spinnen absuche, bevor ich sie anziehe. Vor unserer sechsköpfige Gruppe starteten noch zwei andere Gruppen, eine um 6 und eine um 6:15 Uhr. Wir machten ein kurzes Warm-Up und dehnten uns, denn Tadem sagte, die Muskeln müssen ein bisschen wachgemacht und vorbereitet werden und damit hatte er auch recht.

Die ersten paar hundert Meter ging es noch locker voran, aber dann beging schon der Aufstieg. Ich ging direkt hinter unserem Guide Tadem, da ich befürchtete, dass ich die langsamste unserer Gruppe bin und ich wollte nicht hinterherlaufen müssen. Unsere erste Station, die Mini-Pinnacles, sollten wir in 60 Minuten erreichen, unsere Gruppe schaffte das sogar in 45 Minuten. Wir kamen gut voran und hatten ein strammes Tempo. Die Luftfeuchtigkeit war extrem und ich musste schon ordentlich kämpfen. Bei der nächsten Station, die auf halber Strecke lag, konnte jeder eine der Wasserflaschen für den Rückweg ablegen, damit man diese nicht bis ganz nach oben mitschleppen musste. Auch diesen Punkt erreichten wir vor der vorgegebenen Zeit und wir hatten in der Zwischenzeit schon beide Gruppen, die vor uns gestartet waren überholt. Teilweise war das Klettern schon recht abenteuerlich und mir kamen ab und zu Gedanken, dass ich hier ja irgendwie wieder runter kommen musste. Aber nachdem wir die Hälfte der Strecke erreicht hatten, kam für mich Umkehren nicht mehr in Frage.

Auf dem Weg hatten wir teilweise eine atemberaubende Aussicht über den Regenwald und konnten auch den Regenwald von Brunei sehen. Tadem zeigte uns die Pitcherplant, die nur hier oben bei den Pinnacles wuchs. Schließlich erreichten wir um 10 Uhr die Pinnacles. Wir hatten Glück und wurden mit einem wunderbaren wolkenfreien Blick auf die Kalksteinformationen für unsere Mühen hier hoch belohnt. Die Pinnacles sind etwa 40-50 Meter hohe Kalksteinspitzen, die der Regen über Jahrhunderte messerscharf geschliffen hat.

Der Anblick war viel beeindruckender als auf den Fotos, die wir vorher gesehen hatten. Nun machten wir etwa eine Stunde Pause und genossen die Aussicht, aßen ein paar Müsliriegel und sammelten Kraft für den Abstieg.

Den Weg runter durften wir in Zweiergruppen ohne Guide gehen, da hier jeder sein eigenes Tempo hatte. Und es stimmte wirklich, dass der Abstieg wesentlich anstrengender und anspruchsvoller war, als der Weg hoch. Mir kam der Weg auch wesentlich länger vor, es dauerte ewig, bis wir wieder bei unseren abgelegten Wasserflaschen waren. Der Weg zog sich und die Muskeln der Beine wurden sehr müde. Meine Beine zitterten richtig und ich musste mich beim Klettern ordentlich konzentrieren. Dann kamen wir endlich um 15:10 Uhr am Camp 5 an. Ich war sehr erleichtert. Die beiden Franzosen waren schon unten und genossen das kühle Bad im Fluss. Wir schnauften kurz durch und gingen dann auch baden.

Die Sonne und das klare, kühle Flusswasser waren eine Wohltat nach den letzten Stunden. Nach und nach trudelten weitere Wanderer ein, entweder welche, die am nächsten Tag starten wollten oder welche, die auch oben von den Pinnacles kamen. An dem Tag, an dem wir hochgeklettert sind, haben es zwei Leute nicht bis ganz nach oben geschafft, der Rest war oben und ist auch wohlbehalten wieder unten angekommen.

Am nächsten Morgen startete unsere kleine Gruppe mit leicht schweren Beinen zurück zum 9 km entfernten Bootssteg. Es war wirklich ein tolles Abenteuer und eine große körperliche Herausforderung. Aber das Klettern durch den Regenwald und die schöne Natur waren die Strapazen wert.

Video Wanderung zu den Pinnacles

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