Da Joachim und ich ja schon den ein oder anderen Gipfli bestiegen haben, planten wir die Besteigung des Vulkans Rinjani auf Lombok inklusive der Besteigung des Gipfels, der noch „etwas“ höher war als der Kraterrand des Vulkans. Joachims Bruder Urs empfahl uns die Besteigung des Gipfels, denn er hatte dies einige Jahre vorher schon gemacht. Bevor unsere richtige Tour, die drei Tage und zwei Nächte dauern sollte, auf den Rinjani startete, verbrachten wir eine Nacht in dem kleinen Dorf Senaru. Als wir hier nachmittags ankamen, hatten wir sogar noch genügend Zeit zu zwei schönen Wasserfällen in der Nähe zu laufen. Quasi eine kleine Wanderung zur Vorbereitung. 😉
Gegen Abend kamen dann auch langsam alle anderen Abenteurer in Senaru an, die mit uns die nächsten drei Tage verbringen würden. Wir bekamen ein traditionelles Abendessen und hatten so die Chance uns gegenseitig ein wenig kennenzulernen. Wir verstanden uns auf Anhieb mit allen sehr gut und es machte schon den Eindruck, als wenn es eine lustige Tour werden könnte. Vorm Schlafengehen packten wir noch unsere kleinen Rucksäcke mit allem Notwendigen für die nächsten Tage (Taschenlampe, Skiunterwäsche, Wandersocken, Pflaster, etc.), unsere großen Rucksäcke konnten wir in dem Hotel lagern.
Dann wurde es am nächsten Morgen ernst. Nach einem kleinen Frühstück wurden wir mit Autos zu unserem Startpunkt in Sembalun gebracht. Dort wurden uns unsere Guides vorgestellt und Wanderstöcke für jeden, der wollte, verteilt. Ich wollte! Ich hatte schon etwas Respekt vor dem uns bevorstehenden Aufstieg.
Schon zu Beginn merkten wir, dass es eine staubige Angelegenheit werden würde. Der Boden war trocken und die Luft staubig. Da sehr viele Wanderer hier unterwegs waren, war in der Luft extrem viel aufgewirbelter Staub, was das Atmen erschwerte. Positiver Effekt: Dadurch hatten unsere Beine auch einen natürlichen Schutz vor Sonnenbrand, denn hier klebte der feine Staub besonders gut. Jedoch besonders zu schaffen machten mir die Augen, welche die ganze Zeit schmerzten und tränten. Falls ihr auch mal auf den Rinjani oder irgendeinen vergleichbaren anderen Vulkan steigen wollt, dann empfehle ich euch feuchte Reinigungstücher mitzunehmen. Die sind eine wahre Wohltat gewesen. In unserer Wandergruppe wurde Katha deswegen als Heldin gefeiert, da sie welche dabei hatte.

Der Aufstieg von Sembalun (1156 m ü.N.) zum Kraterrand auf ca. 2600 m ü.N. hat etwa 7 Stunden gedauert. Wir haben zwischendurch eine größere Pause gemacht, bei der wir von unseren Trägern sehr lecker bekocht wurden. Jedoch war der weitere Aufstieg mit vollem Bauch noch etwas beschwerlicher. Mir hätte eine Kleinigkeit für zwischendurch gereicht. Das hätte uns auch das abendliche Warten auf unsere Träger erspart, da diese erst ca. 2 Stunden nach uns und auch nach dem Sonnenuntergang am Kraterrand ankamen. In dieser Zeit musste unsere Gruppe hier warten. Wir wurden aber mit einem schönen Sonnenuntergang und später einen wunderschönen Sternenhimmel belohnt. Bis zum Sonnenuntergang war das Warten für uns wenig problematisch, aber als die Sonne weg war, war es mega kalt hier oben. Das führte dazu, dass nach und nach sobald endlich ein Zelt stand die Abenteurer in den Zelten verschwanden um sich zu wärmen, so krabbelten Joachim und ich auch endlich frierend in ein Zelt. Ich hatte mittlerweile alles an Klamotten an, was ich zur Verfügung hatte und versuchte mich im Schlafsack aufzuwärmen. Als endlich das Abendessen fertig war, weigerte ich mich nochmal raus in die Kälte zu gehen und so aßen wir schließlich im Zelt, bevor wir viel zu spät schlafen gingen. Die Wanderung zum Gipfel sollte schließlich schon um kurz nach 2 Uhr nachts weiter gehen, unsere Gruppe war von allen, die hier am Kraterrand kampierten, die letzte, die zur Ruhe kam. Alle anderen Gruppen waren etwa gegen Sonnenuntergang schlafen gegangen.

Bevor der Aufstieg began, haben wir ein kleines Frühstück bekommen und schon ging es quasi Mitten in der Nacht hoch auf den Gipfel. Ziel war es, den Gipfel zum Sonnenaufgang um 6 Uhr zu erreichen. Ich quälte mich schon ab den ersten Metern. Die Wanderung vom Vortag, der Schlafmangel und die Kälte der Nacht steckten mir in den Knochen. Unsere Gruppe teilte sich langsam in mehrer kleinere Gruppen von 2-3 Personen auf. Joachim und ich waren (wegen mir) die vorletzte Gruppe. Vom Gedanken, dass wir unbedingt beim Sonnenaufgang am Gipfel sein müssen, angetrieben, kämpfte ich mich voran. Der Boden was lose und von Geröll und Staub bedeckt, so dass man mit jedem Schritt vorwärts auch direkt wieder etwas abwärts rutschte. Damit war dies nicht nur ein Kampf gegen den Berg sondern auch gegen den Kopf. Schon bald schimpfte ich Joachim, der die ganze Zeit hinter mir lief, mit den Worten „Das ist das Schlimmste, was ich je in meinem Leben getan habe!“ an. Heute lache ich darüber, aber in dem Moment war mir das durchaus sehr ernst. Schließlich überzeugte ich ihn, dass ich diesen Kampf alleine durchführen muss. Außerdem wollte ich nicht Schuld sein, wenn Joachim wegen mir den Gipfel zum Sonnenaufgang nicht erreichen würde. Joachim gab mir noch eine Flasche Wasser, die er bis jetzt für mich getragen hatte, und wies einen unserer Guides an auf mich aufzupassen. Ab dann konnte ich allein gegen den Rinjani kämpfen. Der Guide folgte mir den ganzen Weg sehr unauffällig, nur manchmal fragte er mich, ob ich nicht umkehren möchte. (Eventuell hatte er die Hoffnung sich somit den Weg auf den Gipfel ersparen zu können.) Natürlich hatte ich trotzdem den Blick auf die Uhr, ich dachte noch lange, dass ich es vielleicht doch bis zum Sonnenaufgang schaffen könnte. Aber so kam es nicht. Ich sah aber auch den Sonnenaufgang, während ich noch weiter Richtung Gipfel stapfte. Ich glaube, den Sonnenaufgang konnte ich von hier genauso gut sehen wie vom Gipfel, der einzige Unterschied war, dass ich eben dabei weiterlaufen musste. Ein Nachteil daran, dass ich so langsam war, war, dass ich jetzt noch sah was ich vor mir hatte. Im Dunkeln ist man einfach gelaufen ohne zu wissen was kommt, sobald die Sonne da war, sah ich was mir noch bevor stand. Aber auch ich kam ganz oben an, eine halbe Stunde nach dem Sonnenaufgang. Von unserer Gruppe war ich die drittletzte. Als ich oben am Gipfel stand, hörte ich wie einer unserer Guides Joachim nach mir fragte und wie dieser mit voller Überzeugung sagte „Down there.“ und nach unten zeigte. Der Guide aber sah mich und zeigte Joachim, dass ich da war. Für diesen verdutzen Gesichtsausdruck hat sich der Weg für mich gelohnt, denn Joachim hat nicht damit gerechnet, dass ich es hier hoch schaffe.
Viel Zeit auf dem Gipfel hatten wir, eher gesagt ich, nicht. Wir machten die obligatorischen Gipfelfotos und ich setzte mich kurz hin und erklärte Joachim nochmal, wie schlimm dieser Aufstieg war. Aber dann mussten wir auch schon wieder den Weg nach unten starten, denn uns stand heute noch viel mehr bevor. Der Abstieg vom Gipfel bis zum Camp am Kraterrand war ganz gut zu laufen, man musste nur etwas aufpassen, da man hier gut rutschte. Nach einem zweiten ausführlicherem Frühstück am Kraterrand machten wir uns auf den Weg in den Krater hinein zum Kratersee. Hier musste man oft etwas klettern und wir alle bewunderten unsere Träger, die mit dem ganzen Zelten und Kochequipment hier leichtfüßig in ihren Flipflops (!!!) hinabhüften. Der Kratersee war ein schöner Anblick, wenn man den Müll ausblendete, der hier lag. In der Mitte des Sees war ein kleiner Vulkan, der auch noch qualmte. Nach einer kleinen Rast hier machten wir uns auf den Weg zu den heißen (und auch heißersehnten) Quellen. Anfangs hieß es ab dem See nur 10 Minuten, es war dann doch noch etwa eine Stunde bis wir dort ankamen. Manchmal waren die indonesischen Zeit- und Entfernungsangaben schon etwas ungenau. 😉

Die heißen Quellen waren wirklich sehr heiß, wir tranken ein Bintang (Bier) auf unsere große Leistung des Gipfelerklimmens. Leider konnte unsere Gruppe hier nicht die Nacht kampieren, also mussten wir dann irgendwann doch noch einmal in unsere Wanderschuhe schlüpfen und machten uns auf dem Weg zu einem Zeltplatz. Unser Guide führte uns nicht den normalen Weg für diese Tour sondern einen religiösen Pilgerweg, so kam uns kaum einer entgegen und die Natur war wunderschön.

In unserer zweiten Nacht hatten wir einen Zeltplatz nur für unsere Gruppe mitten in der Natur. Nach dem Abendessen wurde noch eine Flasche Reiswein rumgereicht und das letzte Bintang gemeinschaftlich geteilt. Es war ein sehr schöner letzter Abend und wir genossen die Erschöpfung der anstrengenden Wanderung. Wieder konnten wir nach Sonnenuntergang den atemberaubenden Sternenhimmel bewundern, wir waren uns alle einig, das dieser Anblick einmalig war.


Am dritten und letzten Tag fiel morgens schon jede Bewegung schwer, man fühlte die Wanderung der letzten zwei Tage ordentlich in den Muskeln. Die letzte Etappe führte uns durch malerische Naturlandschaften und kaum eine Menschenseele war hier. Die letzten Kilometer zogen sich aber schon etwas und wir waren alle froh als wir endlich den Abholort für unsere Gruppe erreicht hatten. Hier gönnten wir uns alle noch ein letztes Bintang und warteten bis alle von unserer Wandertruppe wohlbehalten ankamen, damit wir zurück nach Senaru gebracht werden, keiner wollte mehr einen Meter gehen…
Joachim hat für euch ein schönes Video zusammengestellt, das echt sehenswert ist. Viel Spaß damit:
Wem das Video gefällt, für den gibt es noch die extralange Version:
Noch ein Nachtrag: Solltet ihr den Rinjani besteigen wollen, macht es auf jeden Fall. 😉
Ein toller Bericht und ein toller Film.
Ich denke die „Qual“ hat sich gelohnt.
Ich konnte mich richtig in alles hineinzuversetzen. Die Kälte und die Anstrengungen. Aber wenn man das geschafft hat ist man glücklich.
Ein einmaliges Abenteuer und eine wundervolle Landschaft.
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Ja, die Qual hat sich gelohnt und ich bin auch sehr stolz, dass ich es geschafft habe. 🙂
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